Der Spiegel im Flur

Textverständnis & Analyse · Klasse 10

📖 Text

Es war früher Abend, als Jonas aus der Schule kam. Er warf seinen Rucksack in die Ecke und blieb kurz stehen. Im Flur hing ein großer, alter Spiegel. Früher hatte seine Mutter ihn oft geputzt, jetzt war er blind an den Rändern, ein wenig gesprungen.

Jonas blieb davor stehen. Er sah sein Gesicht – oder das, was davon übrig war, nach einem langen Tag: Schatten unter den Augen, ein müder Ausdruck.

„Das bist du also“, murmelte er.

Im Spiegel stand ein Junge, der ihm ähnlich sah, aber sicherer wirkte. „Wirklich?“, fragte der Spiegeljunge leise.

Jonas blinzelte. Vielleicht war er einfach zu müde. Doch das Spiegelbild sprach weiter: „Du läufst jeden Tag, als hättest du Angst, zu spät zu kommen. Wohin eigentlich?“

Jonas wusste keine Antwort. „Alle erwarten etwas von dir“, sagte das Spiegelbild. „Aber hast du dich mal gefragt, was du selbst willst?“

Er wich einen Schritt zurück. Die Stimme klang jetzt klarer, fast freundlich. „Wenn du dich nur über die Erwartungen der anderen definierst, wirst du dich verlieren.“

Jonas atmete tief ein. Dann ging er langsam in sein Zimmer. Der Spiegel blieb still zurück, aber in seinem Rahmen glomm ein schwaches Licht.

💡 Tipp zur Arbeit am Text

Markiere Schlüsselwörter (Ort, Stimmung, Symbole). Achte auf wörtliche Rede, Metaphern und Personifikationen.

🧠 Verständnisfragen (Basis)

🔍 Vertiefende Analyse

✏️ Kreative Aufgabe

Wähle eine Option und schreibe 8–12 Sätze.

🔐 Lehrkraft: Lösungshinweise öffnen (Passwort)

Hinweis: Standardpasswort praxis (kann in script.js geändert werden).